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Neues Verhalten braucht neue Erfahrungen

Die Transferrate für in Trainings vermittelte Inhalte in den Arbeitsalltag liegt bei Personalentwicklungsprogrammen, Softskill-Trainings und Führungskräfteausbildungen statistisch bei nur ca. 23%.

Die Umsetzung von Leitbildern von Organisationen, Führungsgrundsätzen, Regeln der Zusammenarbeit bewegt sich in derselben Dimension.

Es geht dabei immer um Verhalten anderen Personen gegenüber.

Während Manager – plakativ erläutert – eine sofortige Umsetzung aller Inhalte erhoffen oder erwarten, um für ihre Investitionsentscheidungen einen attraktiven ROI (Return on Investment) zu erhalten, erzählen mir TeilnehmerInnen, Führungskräfte und MitarbeiterInnen seit 25 Jahren, dass sie gerne viel mehr des Gelernten umsetzen würden, doch in der Organisation sei das nicht möglich. Hier ist die Hitliste der Begründungen:

  1. In der dzt. Unternehmenskultur nicht möglich, weil die erwünschten Verhaltensweisen nicht kulturbestimmende Elemente sind
  2. zeitliche Anspannung, keine Zeit für Vertiefen der Lerninhalten, keine Zeit für Üben
  3. Im Training werden die am Arbeitsplatz vorhandenen Rahmenbedingungen nicht berücksichtigt
  4. Die Macht der Gewohnheit
  5. Angst vor Nachteilen

Diese langjährige Erfahrung hat mich veranlasst, ein Modell zu entwickeln, das die oa. Hindernisse vermeidet und mit geringstem Zeitaufwand das Entwickeln neuer Verhaltensweisen ermöglicht –unabhängig von Rahmenbedingungen, Unternehmenskultur, Vorgesetzten, KollegInnen und zeitlicher Anspannung.

1. Verhalten wird von einer bestimmten Haltung oder Einstellung bestimmt, Haltungen und Einstellungen basieren auf wichtigen und/oder wiederholt gemachten Erfahrungen. Wer früh erfahren hat, dass es immer Unterstützung gibt, es fast immer ein Happy End gibt, sich gut aufgehoben fühlt und sicher, entwickelt eine optimistische Haltung. Wer früh erkannt hat, dass überall unangenehme Überraschungen lauern, häufig etwas eine unerwünschte Wendung nimmt, wenig Unterstützung erfährt und daher Angst/Unsicherheit der gefühlshafte Basso Continuo ist, wird mit einer pessimistischen Einstellung durchs Leben gehen. Dieser Person zu sagen, sie hätte es leichter, würde sie ein wenig optimistischer sein, wirkt abwertend bis zynisch und wird vor allem NICHT zu einer Änderung der Grundhaltung und in der Folge des Verhaltens führen. Ungewollt hätte man dann dieser Person wieder einmal bestätigt, dass von anderen nur Kritik und Hinweise zu erwarten sind und, dass mit einem etwas nicht in Ordnung ist. Wie soll das Optimismus nähren?


Ob optimistische oder pessimistische Grundhaltung, diese Einstellung hat sich bisher bewährt und die daraus resultierenden Verhaltensweisen sind Gewohnheiten geworden. Mit anderen Worten: es sind Erfolgsstrategien des Verhaltens.

Entsprechend haben sich neuronale Netzwerke im Gehirn gebildet, wodurch die dadurch gesteuerten Verhaltensweisen im „Autopilot-Modus“ aktiviert und reaktiviert werden – es sind keine bewussten Entscheidungen erforderlich – „es geschieht wie von selbst“.

Welche Haltung auch immer man sich angeeignet hat, sie gewährleistet Sicherheit. Und das Erleben von ausreichender Sicherheit ist eine von drei Voraussetzungen, sich auf Neues einzulassen.

2. Mit dem Wunsch nach einer Verhaltensänderung ist meist verbunden, dass das Neue Ersatz für die bisherige Gewohnheit sein soll. Damit wird das bisherige Verhalten (von einem selbst) stark abgewertet – als ob man bisher nicht erfolgreich gewesen wäre und bisher nichts richtig gemacht hat. Das Entwickeln neuer Verhaltensweisen versteht sich aus meiner Sicht immer als Erweiterung und Ergänzung des bisherigen Verhaltensrepertoires.

Gewohnheiten haben im Vergleich zu neuen, zu entwickelten Verhaltensweisen einen großen „Wettbewerbsvorsprung“, denn sie basieren wie bereits oben erwähnt auf ausgeprägten neuronalen Netzwerken. Für neues, erweiterndes Verhalten müssen erst solche Netzwerke gebildet werden. Das wichtigste Kriterium dafür und somit die zweite Voraussetzung für neues Verhalten ist Frequenz (häufige Wiederholung).

3. Bisheriges Verhalten hat sich gehalten, gefestigt und ist zur Gewohnheit geworden, weil man bisher damit erfolgreich gewesen ist und heute noch ist. Auch wenn vorhandene Gewohnheiten mit „unerwünschten Nebenwirkungen“ verbunden sind, wurde doch bisher daran festgehalten, weil keine Alternative erkannt wurde, die insgesamt im Vergleich von Erfolg und Aufwand so günstig erschien.

Neues Verhalten wird sich daher nur festigen, wenn es zumindest gleichermaßen oder sogar in noch größerem Umfang für Erfolg sorgt. Erfolg ist die dritte Voraussetzung für eine nachhaltige Erweiterung des Verhaltensspektrums.

Der „Erfahrungs-Raum“ bietet diese drei Voraussetzungen Sicherheit, Frequenz und Erfolg. Er entsteht durch nachfolgende Vorgehensweise:

Schritt 1: Beobachten

  • Beim wem ist das Verhalten, das man entwickeln will, beobachtbar
  • In welchen Situationen kann man es möglicherweise schon bei sich selbst erkennen – als Verhalten oder als Impuls, sich so zu verhalten
  • In welchen Situationen könnten sich andere oder man selbst so verhalten
  • Welche Unterschiede könnte das bei einem selbst bewirken
  • Wie könnten andere darauf reagieren
  • Wie könnte sich das auf die Beziehungsqualität auswirken

Warum dieser erste Schritt die oa. drei Voraussetzungen erfüllt:

  1. Man kann sich absolut sicher fühlen, weil andere nicht feststellen können, worauf die eigene Aufmerksamkeit fokussiert ist.
  2. Eine Frequenz von dreimal am Tag zwei bis drei Minuten reicht aus, um die Ausbildung eines neuen neuronalen Netzwerkes sicherzustellen.
  3. Jede Erkenntnis aus den Beobachtungen ist ein Erfolg, weil das Wissen im Zusammenhang mit einem neuem Verhalten zunimmt.

Schritt 2: Experimentieren

  • Wenn die Beobachtungen nach einigen Tagen oder Wochen zur Erkenntnis geführt haben, dass ein anderes Verhalten gleiche oder sogar mehr Vorteile verspricht, dann dieses als Experiment in Situationen testen, in denen es um sehr wenig geht, daher kaum ein Risiko unangenehmer Folgen besteht.

Warum dieser zweite Schritt die oa. drei Voraussetzungen erfüllt:

  1. Man kann sich sicher fühlen, weil man nur dann experimentiert, wenn damit keine möglichen Nachteile verbunden sind.
  2. Eine Frequenz von dreimal in der Woche zwei bis drei Minuten experimentieren reicht aus, um die Wachstum des neuen neuronalen Netzwerkes zu beschleunigen. Das Beobachten ist wahrscheinlich bereits zur Gewohnheit geworden.
  3. Jede Erkenntnis aus den Experimenten ist als Erkenntnisgewinn ein Erfolg, weil das Wesen von Experimenten ist, dass ihr Ausgang ungewiss ist. Scheitern ist so gesehen unmöglich.

Schritt 3: Anwenden

  • Wenn die Experimente bestätigt haben, dass das neue Verhalten sich bewährt, man dadurch noch erfolgreicher in bestimmten Situationen ist, Beziehungen dadurch positiv beeinflusst werden und man selbst sich damit besser fühlt, häufiger anwenden – ohne Ehrgeiz, es immer zu müssen, denn das würde wahrscheinlich auch zu Misserfolgserlebnissen führen, wie jeder andere Perfektionismus-Druck auch.

Warum dieser dritte Schritt die oa. drei Voraussetzungen erfüllt:

  1. Auch jetzt gilt die Prämisse, sich ausreichend sicher fühlen, wenn man auch die neu entwickelte Verhaltensoption zugreift.
  2. Jede Wiederholung steigert die Frequenz und festigt das den zusätzlichen Verhaltensmöglichkeiten zugrunde liegende neuronale Netzwerk.
  3. Da die Situationen der Anwendungen bewusst gewählt sind, ist die Wahrscheinlichkeit Erfolg zu erleben, besonders hoch.
    Wenn Sie wissen wollen, ob das funktioniert, glauben Sie mir nicht, sondern machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen.

PS: Wer Interesse daran hat, wie man Verhaltensweisen und Gewohnheiten im Umgang mit sich selbst verändern kann (z.B.: Rauchen, Essgewohnheiten), kann mich gerne kontaktieren.

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