Veranlagungsbedingt?
Unterschiedliche Studien (z.B. führt das Gallup Institut regelmäßig solche Studien durch) belegen immer wieder, dass weniger als 50% aller MitarbeiterInnen motiviert und sehr leistungsbereit sind, ca. 15% haben innerlich bereits gekündigt.
Das Hohelied der Klage von Führungskräften und ManagerInnen ist häufig: „Der/die lässt sich nicht motivieren“, „der/die ist eben so, da kann man nichts machen“. Spätestens ab dem Moment, wo dieser Abgesang angestimmt ist, wird von den betreffenden Personen auch niemals mehr etwas Anderes erwartet, als nicht motiviert zu sein und grundsätzlich keine Leistung erbringen zu wollen.
Mit der Frage, ob es 2 „Klassen“ von Menschen gibt, hat sich u.a. Douglas McGregor, Professor am MIT bereits in den 60-er Jahren beschäftigt.
Ausgehend von der verbreiteten Annahme, dass Menschen von Natur aus entweder zur Leistung bereit oder eben nicht, beobachtete er zwei Vergleichsgruppen, die von Führungskräften mit unterschiedlichen Menschenbildern geleitet wurden:
McGregor konnte beobachten, dass in der Gruppe, die von Führungskräften mit dem Menschenbild Y geführt wurde, die Leistung innerhalb eines Jahrs merklich stieg, während das Team unter der von der Annahme X geprägten Führung sichtbar sank.
Nach einem Jahr wechselten die Führungskräfte die Teams und siehe da: Die Leistung in dem Team, dessen Leistung gestiegen war, reduzierte sich signifikant unter der X-geprägten Führung, während hingegen die Leistung des Teams mit früherem Leistungsverlust deutlich zunahm.
McGregor hat aufgezeigt, dass Motivation und Leistung stark vom Kontext und der inneren Haltung relevanter Bezugspersonen abhängig ist, und, dass deren Ausprägung Menschen nicht bereits in die Wiege gelegt ist.
Was er empirisch herausgefunden hat gilt übrigens insbesondere auch für Kinder:
Wenn Kinder bei ihren Welt-Entdeckungs-Abenteuern ständig zu hören bekommen
„fall nicht runter“,
„tu dir nicht weh“,
„lass das lieber sein“,
dann fallen sie wesentlich öfter hinunter als jene, denen Zutrauen und Vertrauen zugesprochen wird. Diejenigen, die häufiger stürzen, tun dies nicht, weil sie weniger geschickt sind, sondern weil sie in einem Kontext der Eltern-Ängstlichkeit handeln müssen. Unbestätigten Annahmen zufolge könnte man auch sagen, sie fallen aus Loyalität den Eltern gegenüber hinunter, um diese nicht zu enttäuschen.
Unabhängig von McGregor lässt sich unwiderlegbar beweisen, dass alle Menschen von Natur aus motiviert sind, etwas zu lernen, etwas zu leisten und Verantwortung zu übernehmen.
Denn alle – auch jene, denen Leistungsbereitschaft und Entwicklungswille abgesprochen werden – haben Gehen und Sprechen gelernt. Dabei sind sie X-Mal auf dem Hosenboden gelandet, sind wieder aufgestanden, haben durch den Sturz etwas gelernt und es beim nächsten Versuch berücksichtigt – bis sie gehen konnten. Dasselbe gilt für Radfahren, Schreiben, usw. Zumindest ich habe noch niemanden mit der Zuschreibung „demotiviert“ getroffen, der auf allen Vieren unterwegs waren.
Bis zum 15. Lebensjahr hören Heranwachsende mindestens 30.000 Mal
• „das kannst du nicht“,
• „du bist zu ungeschickt“,
• „schau, wie gut der … es schon kann“,
• „nimm dir ein Beispiel an …“,
• „aus dir wird nie etwas“,
• „von mir hast du das nicht“,
• „du bist zu dumm dazu“,
• … .
Für mich grenzt es da an ein Wunder, dass trotzdem noch so viele Menschen motiviert sind, dass sie Leistung erbringen wollen, Verantwortung übernehmen und sich weiterentwickeln.
Einladen
Jene, die wenig leistungsbereit sind, können eingeladen werden, ihre ursprüngliche Antriebsenergie zu reaktivieren, indem
• sie in dem, was sie tun sollen, wieder einen Sinn erkennen können
• das ihnen entgegengebrachte (Vor-) Urteil „Minderleister“ durch einen Vertrauensvorschuss für Leistungsbereitschaft ersetzt wird,
• die Leistungen, die sie noch erbringen, anerkannt werden und sie nicht ständig nur mit dem, was zu wenig ist, konfrontiert werden,
• nach ihren Stärken und Talenten Ausschau gehalten wird und sie Gelegenheit bekommen, diese einzusetzen.
Ich wünsche Ihnen einen motivierenden und leistungsfördernden Kontext in Ihrem Alltag,
Ihr
Peter Kornfeind